Auslöser für eine Blockade im Gewebe kann ein Sturz auf der Weide oder dem Paddock sein, ein Aufspringen eines Wallachs bei einer Stute, ein Anstoßen des Pferdes an die Boxentür mit seinem Hüfthöcker, unpassendes Equipment wie Sättel oder Trensen, ein nicht ausbalancierter Reiter, der das Pferd stört, ein Aufhängen im Halfter, Probleme mit der Atmung ( Husten ), diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Aber was sind eigentlich Blockaden? Blockaden sind Muskelverspannungen und/- oder Verklebungen der Faszie. Diese Dysfunktionen können zu weiteren Schonhaltungen führen, die sich dann über den ganzen Körper ausweiten können.
Umgangssprachlich wird oft von ausgerenkten Wirbeln gesprochen und vom sogenannten „Einrenken“. Wenn man sich eine Wirbelsäule aber einmal genauer anschaut, erkennt man ihrem Aufbau und dem Wirbelkanal, dass eine Blockade kein ausgerenkter Wirbel ist. Das Pferd wäre bei einem verschobenen Wirbel in der Regel tot, so etwas passiert bei schwerem Trauma.
Eine Blockade beschreibt also eine Einschränkung der Beweglichkeit eines Gelenks oder Wirbels durch Verspannungen oder Verklebungen, des Gewebes. Das Bewegungsmaß ist somit in der aktiven Bewegung durch das Pferd, oder der passiven Bewegung durch den Therapeuten eingeschränkt. Schon eine geringgradige Blockade kann die Austrittslöcher am Wirbelkanal für Nerven, Blut- und Lymphgefäße verengen und somit zu gesundheitlichen Problemen im gesamten Körper und vor allem an den Organen führen. Ein Osteopath renkt also keine Wirbel ein, sondern löst Verspannungen und Verklebungen im Gewebe. Dem sogenannten Faszien Gewebe.
Wenn man bedenkt, dass Faszien 2/3 eines Körpers ausmachen und sie einen hohen Anteil an Wasser beinhalten, kann man sich gut vorstellen, welche weitreichenden Folgen mit einer Faszienverklebung einhergehen können.
Die Aufgaben von Faszien sind vielseitig. Sie speichern Energie und geben sie katapultierend wieder ab. Sie dienen als Abgrenzung und haben eine Schutzfunktion. Sie arbeiten als Stoßdämpfer und sind bekannt für ihre weitreichende Kommunikation im gesamten Organismus. Im Bereich des Gehirns und des Rückenmarks müssen Faszien zusammen mit dem Liquor (= Gehirn und Rückenmarksflüssigkeit) plötzliche Druckschwankungen und Stöße auffangen, damit es nicht zu schwerwiegenden Verletzungen kommt. Außerdem haben sie eine Abwehrfunktion bei Verletzungen mit Krankheitserregern. Insgesamt haben Faszien also einen großen Einfluss auf die Gesundheit des Pferdekörpers, weshalb sich meine Arbeit um diese beeindruckenden Strukturen dreht.
Sind diese Strukturen nicht mehr in der Lage, ihre vielfältigen Funktionen auszuführen, benötigen sie Hilfe eines Therapeuten. Grundsätzlich sind Faszien in der Lage, sich im gesunden Zustand ständig zu verändern und sich somit laufend den Anforderungen anzupassen. Bei Verletzungen, Alter, Krankheit, Stress und Erschöpfung aber auch Bewegungsmangel wird die Flüssigkeit in der Faszie zähflüssig und die Faszie verklebt. Somit können sich Stoffwechselschlacken und Toxine absetzen und eine Bewegungseinschränkung der Faszie als Folge.
Die Osteopathie setzt genau hier an. Begründet durch den amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still, der den Begriff der Osteopathie 1847 schuf und daraus eine eigene Richtung der Medizin entwickelte, richtet sich seither nach dem Grundgedanken: »Leben ist Bewegung – Bewegung ist Leben«.
In meiner Behandlung mobilisiere ich daher das Gewebe um die physiologischen Prozesse wieder in Gang zu bringen. Behandele ich eine Faszie, so hat dies eine ganzheitliche Auswirkung auf den ganzen Körper. In meiner therapeutischen Arbeit behandle ich bis auf Zellebene und harmonisiere das Gewebe. Ich kombiniere dabei verschiedene Faszientechniken um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Eine Behandlung dauert ca. 1,5-2 Stunden. Wie oft ein Pferd dem Therapeuten vorgestellt werden sollte, hängt vom jeweiligen Pferd, dessen Trainingszustand, Haltung und Alter ab. Generell sollte es aber mindestens 2 Mal im Jahr vorgestellt werden.